Geistliches Wort

Pfingsten – das dritte große Fest im Jahreslauf

Manche denken dabei an Bertolt Brecht: „Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern, Geburtstag oder Weihnachten uns was einbrachten.“ Da irrt Bertolt Brecht allerdings. Der Dichter Reinhold Schneider bringt es gut auf den Punkt: „Pfingsten ist in jedem Jahr aufs Neue die Heimkehr von Gottes Geist zu den Menschen“. Das ist eine schöne Vorstellung: Gottes Geist will jedes Jahr aufs Neue zu uns heimkehren. Von diesem Geist schreibt die Bibel: Das ist kein Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Angesichts unserer Welt, die bisweilen erscheint, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen, geistlos, schlaff, verzagt oder sich aggressiv, gewalttätig, kriegerisch gebärdet, müssten wir mehrmals im Jahr Pfingsten feiern, um dieses biblischen Geistes teilhaftig zu werden.
Diesen Pfingst-Geist erfassen wir am besten in seinem Wirken. Es ist wie mit dem Wind, den erkennen wir z. B. an der Bewegung der Baumwipfel oder am Wogen der Getreidefelder. Vom Pfingst-Geist wird bezeugt, dass er tröstet, indem er Menschen zur rechten Zeit mit Worten ausstattet, die aufrichten, ermutigen, helfen, trösten. Daraus erwächst dann jene Kraft, die sich widerspiegelt in den folgenden Worten aus dem 4. Jahrhundert: „Jesus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Jesus hat keine Lippen, nur unser Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unser Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“ Und der Pfingst-Geist ist ein Geist der Besonnenheit, er tut unserer aufgeregten und verunsicherten Zeit gut. Er ermutigt, so zu bitten: „Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, gib mir den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und gib mir die Weisheit, das Eine vom Andern zu unterscheiden.“ Wir können zur Wirkung dieses Pfingst-Geistes beitragen, indem wir uns diesem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit nicht verschließen.

Arnold Liebers, Superintendent i. R.
 
Sup. i.R. Arnold Liebers
Sup. i.R. Arnold Liebers