Geistliches Wort
Weihnachten einmal anders…
„Der Stern flackert!“ sagte man mir. Und tatsächlich, einer der vielen Sterne in den Dachfernstern des Hauses blinkte – an und aus; aus und an. Es fällt einem gleich auf. Muss hier nicht eingegriffen werden? Und was wäre, wenn er mit einem Male ganz aus ist und nicht mehr leuchtet. Jetzt, zu der Zeit, wo überall alles erleuchtet ist und landauf, landab; alles strahlt – da kann kein unsicherer Stern geduldet werden. Muss hier nicht Abhilfe geschaffen werden? Wo kämen wir denn hin, wenn es in der Advents- und Weihnachtsbeleuchtung zu peinlichen Ausfällen von Lichtern kommt? Immerhin verbinden wir Menschen mit dem wohl schönsten Fest des ganzen Jahres die Vorstellung von Perfektion und Vollkommenheit. Die besten Erlebnisse, die schönsten Stunden, die gelungensten Darstellungen… Aber überfordert uns das nicht alles auch? Ist nicht gerade Weihnachten die Geschichte des Unvollkommenen in unserer Welt: Die Geburt eines Kindes im Stall, dazu noch die ungeklärten Verhältnisse; Eltern, die kein sicheres Zuhause finden; Hirten, die leichtfertig ihren Arbeitsplatz verlassen; Reisende aus fernen Ländern, die Umwege gehen müssen und keinen konkreten Plan haben; Menschen, die fliehen; im Traum erschienene Engel, um Schlimmes zu verhindern – wohin man auch schaut, überall geht irgendetwas schief und die ganze Weihnachtsgeschichte ist alles andere als vollkommen und perfekt. Und dann schaue ich mich selbst an; bin ich immer ein großes Licht und tue, was ich soll und was andere von mir verlangen? Bin ich jeder Situation gewachsen und tue das, was das Beste ist? Ich werde mit einem Male nachdenklich. Ja, wir feiern gerade Weihnachten, weil sich Gott in unsere Welt aufmacht zu uns Menschen, die wir eben nicht perfekt sind. Und Weihnachten zeigt die Botschaft, dass Gott und diese Welt liebt, trotz ihrer Unvollkommenheit, eben trotz „ihres Flackerns“ in vielen Dingen. „Ach“, sage ich, „lassen wir den Stern einfach weiterflackern, auch der gehört dazu!“ Arndt Sander, Pfarrer in Altmittweida |