Geistliches Wort

Zwischen „Black Friday“ und „Morgen Kinder, wird’s was geben“
 
Vor 2 Wochen lagen an einem Tag in meinem Briefkasten und dem elektronischen Postfach die Gas- und Stromjahresrechnung, die Jahresrechnung der Autoversicherung und die Mitteilung der Erhöhung der Krankenkassenbeiträge. Meine Haare sind vermutlich noch etwas grauer und schütterer dadurch geworden, weil es um Nachzahlungen, Erhöhung der Abschläge und höhere Beiträge ging.
Ein wirklicher „Black friday“, ein schwarzer Freitag und kein Schnäppchentag. Es kommt nicht überraschend,
dass vieles teurer geworden ist, aber die Mitteilungen darüber alle an einem Tag, waren schon unangenehm.
Und die Zeit sie steht nicht still, vielmehr der 2. Advent und der Nikolaustag stehen vor der Tür.
Was wird es da geben? Schöne Überraschungen? Oder noch mehr Rechnungen?
Neben diesen Dingen die im persönlichen Umfeld liegen, treten die zahlreichen Fragen und Probleme
unseres Landes und der Welt. Wie soll ich dabei nicht die innere Mitte verlieren, wo doch die gesellschaftlichen Fliehkräfte enorm sind. „Ihr könnt euch retten, wenn ihr einfach mal Ruhe gebt und mir vertraut.“ So lese ich es im Prophetenbuch Jesaja in einer saloppen Übersetzung (Jes 30, 15). Mich Retten, das will ich schon und auch gerne zur Ruhe Kommen. Das Bedürfnis nach Stille und Kraft ist groß. Dabei fällt es mir aber nicht einfach und es fällt mir erst recht nicht in den Schoß. Ich habe das Gefühl, ich muss mich zur Ruhe zwingen, auch wenn die andere Stimme in mir laut schreit und all das aufzählt was noch unbedingt zu tun ist. Eine kleine Auszeit für die Seele zu nehmen, um Ruhe und Energie zu schöpfen. Anzukommen im Advent und mich nicht zu verlieren. So freue ich mich auf die ersten 3 Kantaten des Weihnachtsoratorium, die ich am Samstag in St. Aegidien hören kann mit den Textzeilen „Lasset das Zagen, verbannet die Klage“, „Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh“,
„Ja, ja, mein Herz soll es bewahren“, und dabei den Vers aus dem Prophetenbuch Jesaja beherzigen: „Ihr könnt euch retten, wenn ihr einfach mal Ruhe gebt und mir vertraut.

Christof Jochem, evang. Pfarrer in Oschatz, Kirchgemeinde Oschatzer Land